Reisebericht
Unsere Mission beginnt...
Der Reisebericht über unseren ersten Missionseinsatz in Indien vor zwanzig Jahren beginnt in Bombay. Die Ankunftszeit am Flughafen ist um 3:00 morgens. Die Zeit und die Dunkelheit bedecken jedoch die unterschiedliche Welt nicht, in die wir eingetreten sind. Einander stossende Gepäckträger grüssen uns und kämpfen um unseren Koffer und das Trägergeld. Dann drückt man uns in einen überfüllten Bus-Transport. Die Fahrt ist heiss, der Ausblick stimmt traurig. Entlang der Strasse hängt ein Vorhang der Armut und Verlorenheit. Menschen darben in Lumpenzelten neben offenen, stinkenden Abwasserrinnen.
Wir mussten einige Stunden in der Lobby des Airport – Hotels auf unseren Anschlussflug nach dem Inland warten. Plötzlich überraschten uns ein paar Ratten, die ungestört in der Lobby hin und her liefen. Meine Frau schrie! Ich informierte den Hotelangestellten über die Ratten. Seine Antwort war noch überraschender: „Sir, das ist in Ordnung, diese Tiere sind heilig.“ Er bezog sich auf den indischen Götzen Ganesha. Der „heilige Ganesha“ hat einen menschlichen Leib, einen Elefantenkopf und er reitet auf einer Ratte ... daher sind Ratten „heilig“. Weiss man hier nicht, dass Ratten Krankheiten übertragen und sie fern gehalten werden sollten?
Wir merkten, dass wir einer anderen Welt begegnet waren mit einem ganz anderen Gottesbild und dementsprechenden anderen Menschenbild. Das Volk leidet unter der Anbetung dieser Götzen. Es wurde uns deutlich, wie wichtig es war, die Wahrheit und die Liebe Gottes in Indien geltend zu machen.
Dem zwei Stunden dauernden Flug ab dem Nationalen Flughafen folgte eine zwölfstündige nächtliche Zugreise. Am Bahnhof waren wiederum grosse, schwarze Ratten zu sehen mit langen Schwänzen. Dazu streunende Hunde. Auf dem schmutzigen Boden lagen Obdachlose.
Wir waren und würden auch für die nächsten Wochen die einzigen Europäer sein inmitten der Eingeborenen. Am Bahnhof wurden wir von Bettlern umgeben und bedrängt. Einige hatten selbst einen amputiert Arm, um mehr Mitleid zu erwecken bei den Reisenden. Hungernde Mütter mit Säuglingen auf ihren Armen umkreisten uns. Kleine Kinder streckten ihre Hände zu uns hin, um etwas weniges zu erhaschen. Unsere Herzen waren bewogen über diesem Leid und Schmerz. In den Augen der Bedürftigen sah man die Verzweiflung und die Not. Sie versuchten, sich ein wenig Geld zu erbettelten, um den nächsten Tag zu überleben.
„Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn, und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat“. Sprüche 19,17
DIE ZUGREISE
Der Nachtzug war überaltert, das Sanitär abstossend. Den Wänden entlang liefen Insekten in allen Grössen und Sorten. Wir wurden angewiesen unser Gepäck mit Stahldraht und Schlössern zu sichern, welche unter den Sitzbänken lagen. Man erzählte uns, dass Diebe dennoch manchmal erfolgreich seien in der Nacht. Schlafen war also riskant. Wir aber vertrauten auf Gott, denn ...
„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Denn er erretten dich von Strick des Jägers und von der verderblichen Pest“. Psalm 91,1-3
Das Strahlen der Morgensonne erleuchteten Indiens natürliche Schönheit. Das fruchtbare Land ist aber besät mit Dörfern der Armut und baufälligen Häusern. Familien leben in Hütten ohne Sanitäreinrichtungen. Die undichten Dächer sind mit Blättern bedeckt, um Kindern etwas Schutz zu bieten. Die Kinder spielen im Hof, zusammen mit den wühlenden Schweinen. Dies steht im Kontrast zu den grossen, geschmückten, bunt bemahlten Hindu-Tempel. Diese Bahnreise führt bis zur Endstation, zum vergessenen Dorf Chinamamidipali.
BEGEGNUNG MIT KINDERN
Auf der Fusswanderung vom Bahnhof zum Logis begegnen uns auf den ersten Blick unterernährte Kinder. Aber als Folge der Armut und Verwahrlosung leiden sie an mehr; wie etwa Hautkrankheiten, Läusen, Würmer und Tuberkulose, um nur einige ihrer vielen Krankheiten zu nennen. Während Wochen haben meine Frau und unsere älteste Tochter Evangeline – sie ist Kinderärztin – die Kinder mit medizinischer Hilfe betreut, bis ihre körperliche und emotionale Gesundheit auf dem Weg zur Genesung war. Ein Haus wurde angekauft und zum Kinderheim ausgebaut, um nachhaltig für die Kinder sorgen zu können.
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“. Matthäus 25,40
HEILUNGEN, WUNDER UND ZEICHEN
Beim Bezug unseres Logis stellte sich heraus, dass bereits vor unserem Kommen allerhand Ungeziefer unsere Mitbewohner waren (Hotels gab es in der weiten Umgebung keine). Die Lästigen wurden so gut wie möglich vertrieben, es wurden Moskitonetze besorgt und zum Glück waren die Gastgeber bereit, eine Kaltwasser–Dusche einzubauen, denn es war Tag und Nacht schwül und schweissreich.
Wir fingen an, den Menschen mit dem Wort zu dienen in Evangelisationen. Dabei geschahen Heilungen im Namen Jesu. Ein schwer behinderter junger Mann wurde total geheilt, sodass er eine Ausbildung zum Optiker antreten konnte. Augenlicht und Gehör wurden erneuert. Infektionskrankheiten und Arthrits verschwanden .... über zehntausend Menschen aus den Dörfern und Städten zog es zu den abendlichen Versammlungen. Die Menschen empfingen Erlösung und göttliches Leben durch das Blut des Lammes und durch den Heiligen Geist.
Der geistliche Hunger war gross, sodass wir tagsüber bis zu fünfhundert Männern das Wort unterrichteten. Auf Grund der grossen Nachfrage gab uns Gott die Vision einer Bibelschule. Der Bau der Bibelschule wurde gestartet und 1999 vollendet. Inzwischen wurden zahlreiche neue Pastoren und Evangelisten ausgebildet und ausgesandt.
„Darum geht hin und machet zu Jüngern alle Völker“. Matthäus 28,19